„Woher soll man wissen, wie es sich anfühlt, ohne es erlebt zu haben ?“
Immer wieder werden wir gefragt, ob der Bau einer RockerPlate (ähnlich dem SprintBoard) tatsächlich so aufwändig, bzw. kompliziert sei.
Die Antwort ist Nein. Im Grunde könnte sich jeder selbst seine eigene RockerPlate basteln, hätte man die Zeit, die Muse, den Platz, das erforderliche Werkzeug und ein Mindestmaß an handwerklichen Fähigkeiten.
Eine Alternative dafür ist evtl. der Nachbar oder ein Bekannter, eine Schreinerei oder auch der Baumarkt mit seinem Holzzuschnitt Serviceangebot.
Benjamin aus Hamm hat uns seinen ausführlichen Erfahrungsbericht zu seinem Eigenbau zukommen lassen. Wie wir finden ein sehr schöner Motivationsschub zum selbst Hand anlegen (hier als kompletter pdf-Download)
Klar kann man sich ein sich eine RockerPlate auch fertig bestellen und liefern lassen, aber wenn es einem dann doch in den Fingern kribbelt oder auch nur das nötige Kleingeld fehlt, dann eben im Selbstbauverfahren.
Hier noch ein Vorwort zum Aufbau und Architektur der RockerPlates:
Die deutsche Übersetzung für RockerPlate ist „Wackel Brett“. So ganz richtig bezeichnet es allerdings nicht die Funktion eines solchen. Wackeln kann vieles. Die RockerPlates in diesem Kontext kippen entlang einer Rotationsachse von links nach rechts und unterstützen dadurch die Bewegung im Wiegetritt.
D.h. Dein Trainer steht nicht einfach nur auf einem Brett mit ein paar Bällen untendrunter, die im Prinzip nicht viel bewirken (können), sondern bei diesem Konzept schwingt/kippt der Fahrer inkl. Rad und Trainer gleichmäßig nach links und rechts entlang einer Rotationsachse. Die Bälle federn dabei die seitlichen Kippbewegungen sanft ab und unterstützen die notwendige Aufwärtsbewegung wieder optimal.
Um vermeintlich Geld zu sparen, benutzt manch einer Tennisbälle. Leider haben diese zwei entscheidende Nachteile:
- der kleine Ball hat ein viel zu hohes Kompressionsverhalten, was zu einer Art „dopsen“ führt. Eine gleichmäßige und kontrollierbare Bewegung ist nahezu unmöglich.
- der Druck kann nicht reguliert werden, daraus resultierend kann das Gewicht des Schwungrads eines Trainer (mit Ausnahme der Tacx Neo Familie) nicht ausgeglichen werden. Ähnliches gilt auch bei der Verwendung von Federn anstatt Bälle.
Noch ein Wort zu einem Anbieter, der als einziger auf dem Markt Stahlfedern nutzt:
Ganz gleich wo man die Federn platziert (eher nach innen Richtung Rotationsachse oder ganz nach aussen) ist das Fahrgefühl viel härter als mit Bällen, da sie mit einer viel zu hohen Kompression vorgeladen sind und damit der Aufwärtsbewegung zu viel Energie mitgeben. Für Anfänger spielt das aber kaum eine Rolle, immerhin „bewegt“ sich etwas.
Wir haben über die vergangenen Jahre mehrere Tests mit verschiedenen Bällen und auch Federn durchgeführt. Anfangs natürlich auch mit Tennisbällen, dann mit verschiedenen Varianten von aufblasbaren Bällen.
Entscheidend ist einerseits die Größe der Bälle (idealer Durchmesser = 15cm bis 18cm bei einem Plattenabstand von 5cm) und das verwendete Material (Polyurtehan vs Vollgummi). Die auf dem Markt erhältlichen Bälle konnten uns alle nicht überzeugen (zu klein, zu hohe Kompression, schlechte Qualität, etc.), so dass wir uns letztendlich dazu entschlossen haben, die Bälle nach unserer Spezifikation produzieren zu lassen.
Aber egal wie: aufblasbare Gummibälle in der Größe 6inch/15cm bzw. 7inch/18cm Durchmesser eignen sich am besten.
DER OPTIMALE LUFTDRUCK IN DEN BÄLLEN
Einen universellen Druck, der für Jeden Fahrer optimal ist, gibt es nicht!
Ein weit verbreitetes Ammenmärchen, dass der Luftdruck abhängig vom Fahrergewicht sei, ist einfach nur falsch.
Der optimale Luftdruck richtet sich hauptsächlich an die Stabilität der eigenen Hüfte – dem Core. Mit Erfahrungswerten von etlichen Fahrern könne wir hier gewisse Richtempfehlungen geben. Wir bedienen uns dabei der Einfachheit halber nach einer Relation zu jährlichen Outdoor Kilometerlaufleistung.
Beachtet bittet, dass bei der Messung des Drucks die sog. (Ball-)Manometer nicht herstellerübergreifend geeicht sind und es hier zu Abweichungen kommen kann.
Im Allgemeinen:
Umso mehr Druck in den Bällen, umso geringer die Bewegung und umso weniger die positiven Effekte bis hin zur Sinnlosigkeit des Einsatz einer Rockerplate.
Umso weniger Luftdruck, umso beweglicher wird das Fahren auf einer Rockerplate. Durch eine erhöhte Beweglichkeit verstärken sich natürlich auch die Effekte wie weniger Schmerzen, weniger Belastung für den Rahmen aber auch umso mehr kann im Wiegetritt die Leistung durch den stärkeren Einsatz der lateralen Hüftbewegung gesteigert werden.
Ungefährer Luftdruck im rechten* Ball (gegenüber dem Schwungrad)
vs. km-Fahrleistung im Jahr
Anfänger bzw. Wenigfahrer erleben ein stabiles Gefühl auf einer Rockerplate mit einem erhöhten Luftdruck um ca. 0,2 bar.
Je höher die km-Leistung im Jahr, bzw. auch durch zusätzliches oder gezieltes Core-Training sollte der Luftdruck bis knapp unter die 0,1 bar Grenze verringert werden.
Beachtet bitte, dass diese Luftdruckempfehlungen für den rechten Ball (im eingebauten Zustand) ohne Fahrer und falls vorhanden, ohne aufgelegtes Gegengewicht gelten. Der Luftdruck des linken Balls kann erhöht sein, je nachdem wie man das Gewicht des Schwungrads des Trainers ausgleichen will (per erhöhtem Luftdruck oder per Gegengewicht).
WENIGER IST MEHR
Baut Euch keine große, durchgehende RockerPlate wenn Ihr nicht ein KickrBike, NeoBike oder sonst ein ‚Monster‘ darauf unterbringen möchtet!
Diese sind einfach viel zu träge. Mit den kleinen Plates habt Ihr eine viel bessere Kontrolle beim Fahren und sie sind auch viel dynamischer in ihrer Bewegung (neben der finanziellen Ersparnis beim Holzkauf). Auch das Argument, dass dies bei einem Einsatz des Wahoo Kickr Climb besser wäre, ist nicht richtig!
Der Kickr Climb an sich ist sowieso beweglich und unabhängig davon, ob eine RockerPlate zum Einsatz kommt oder nicht. Er muss lediglich auf dieselbe Höhe gebracht werden wie der Trainer auch, sprich ein Sockel (Vorderraderhöhung) – siehe weiter unten – muss ohnehin genutzt werden. Der Kickr Climb wird und darf auch nicht zusätzlich befestigt werden, sondern steht frei auf der Vorderraderhöhung.
WAS BRAUCHT MAN FÜR DEN BAU EINER ROCKERPLATE?
- Holz:
Bitte nehmt dafür kein billiges Holz wie etwa MDF oder OSB Platten, welches zu schnell aufquillt sobald Feuchtigkeit eindringt, bzw. sich zu schnell unter Belastung verformt. Vom Preis-/Leistungs- Verhältnis eignen sich Multiplex-, bzw. Siebdruckplatten am besten. Um absolut keine Kompromisse bzgl. Verformung und Festigkeit einzugehen, ist unsere Bodenplatte 1,5cm dick, die obere Platte 1,8cm. - Zubehör:
- 3 Gummipuffer, bzw. auch Schwingungsisolatoren genannt – am besten in einer Höhe von 50mm
- 6 Schrauben, besser Senkkopfschrauben, damit diese nicht überstehen.
- 2 aufblasbare Bälle (je größer der Durchmesser, desto komfortabler das Fahrerlebnis) und dazu passend natürlich eine Ballpumpe
- 2 oder mehr Klettverschlüsse, alternativ Kabelbinder sowie sog. Riemenkrampen um die Klettbänder mit dem Board zu verbinden und damit den Trainer zu fixieren.
Inzwischen bieten wir das komplette Zubehörpaket nicht mehr an, die Teile könnt Ihr Euch aber bspw. bei eBay oder generell im Netz zusammenstellen.
Hat man die beiden Holzbretter auf die richtige Länge und Breite gebracht, die beiden kreisrunden Löcher für die Bälle eingefräst/ausgesägt und schließlich die 3, bzw. mit Bodenplatte 6 Bohrlöcher für die Gummipuffer eingelassen, so kann der Aufbau der Rocker Plate auch schon losgehen.
Bzgl. der Größe der Holzbretter orientiert man sich primär an der Größe, bzw. genauer dem Fußabdruck des Trainers.
Hier einige Beispiele (Breite x Länge im geöffneten Zustand – lt. Herstellerangaben):
Marke | Modell | Größe (Beine geöffnet) Breite x Länge |
Tacx | Neo / Neo 2 / Neo 2T | 75 cm x 57,5 cm |
Tacx | Flux | 65 cm x 67cm |
Wahoo | Kickr & Kickr Core | 72 cm x 54cm |
Elite | Suito | 67 cm x 59 cm |
Elite | Drivo | 57 cm x 64 cm |
Elite | Direto / DiretoX / XR | 65 cm x 84 cm |
Saris / CycleOps | H2 & H3 & H4 | 79 cm x 50 cm |
Ist Dein Trainer hier nicht aufgelistet, so sieh einfach auf der Herstellerseite nach, oder nimm kurzerhand ein Metermaß und miss die Größe (Standfläche) im aufgeklappten Zustand aus.
Das nachfolgende Design der Rocker Plate halten wir universal, so dass alle möglichen Trainertypen wie oben gelistet passen.
D.h. mit einer Breite der Holzplatten von ca. 80cm, kann man nahezu alle modernen Direktantriebstrainer sowie die meisten Wheel-On Trainer auf diese einfache RockerPlate stellen. Ggf. kann noch ein „Sicherheitsabstand“ auf beiden Seiten hinzugefügt werden, da ja nicht der Trainer mittig auf dem Brett stehen soll, sondern das Rad. Jeder Trainer hat ein sog. Offset, und das gilt es auszugleichen.
Die Länge setzen wir in diesem Beispiel mit 65cm fest um damit alle oben aufgelisteten Trainermodelle abzudecken.
Und damit wir uns beim Auf- und Absteigen nicht an den Ecken die Knöchel verletzen, runden wir diese um ca. 2-5cm ab.
Jetzt fehlen noch die beiden kreisrunden Ausschnitte für die Bälle, für die wir einen Durchmesser von ca. 8cm vorsehen. Das reicht aus um einerseits bequem mit einer Ballpumpe an das Ventil der Bälle zu gelangen und andererseits ein Verrutschen der Bälle im aufgeblasenen Zustand zu verhindern. Die horizontale Position der Bälle orientieren sich ungefähr auf Höhe des Sattels. Das muss nicht typisch deutsch erfolgen, sprich: ungefähr 😉
In der nachfolgenden Skizze habe ich dafür vom unteren Rand 50cm gewählt. Der seitliche, vertikale Abstand zum Rand ist hier bei 20cm, sprich ich habe die Bälle etwas weiter nach außen platziert, um einen geringfügig höheren Rotationsradius zu ermöglichen. Übrigens reicht es aus, die Ballausschnitte nur auf der oberen Platte einzulassen.
Weiter geht es mit den Bohrlöchern zur Befestigung der Gummipuffer /-isolatoren. Die zentrale Position ist auch hier wieder der Schwerpunkt des Fahrers, also genau auf der Höhe der Bälle bei 37,5cm vom unteren Rand der Holzplatte. Die beiden anderen Bohrlöcher platzieren wir 16cm vom oberen, bzw. unteren Rand der Platte entlang der Mittelachse/Rotationsachse. Man kann die drei Gummipuffer natürlich auch linear verteilen, aber die Platzierung des Mittleren auf den Schwerpunkt des Fahrers gibt einfach extra Stabilität.
Die Vorlage
Vorlage „Universal“ (84 cm x 86 cm) – Link zur Skizze
Neu: Wir haben nun auch eine Vorlage für das Tacx Neo Bike (T8000.x) erstellt, die Du gerne verwenden kannst.
Bevor wie zum Lackieren der Rocker Plate kommen, fehlt jetzt noch eine passende Raderhöhung für das Vorderrad. Wir haben durch die Rocker Plate das ganze Setup (Trainer + Rad) um ca. 8cm erhöht. Dies gilt es nun für das Vorderrad auszugleichen.
Am einfachsten ist es ein kleines Holzpodest zu bauen – wichtig ist dabei einfach nur die Höhe von 8cm und ggf. genügend Platz für das Vorderrad oder auch Zubehörteile wie der Elite Sterzo (Smart), Elite Rizer oder Kickr Climb vorhalten. Der Elite Sterzo hat bspw. als Maß: 34,5cm (Breit) zu 28,5cm (Länge). D.h. die Fläche der Vorderraderhöhung sollte in diesem Fall mind. 35cm x 29cm haben. Ansonsten, wenn nur das Vorderrad draufstehen soll, reicht auch bspw. 20cm x 20cm.
Einfache Vorderraderhöhung: gleiches Holz wie beim Hinterteil auch: unten 15mm Multiplex, oben 18mm Multiplex, dazwischen ein 5cm hoher Holzblock (bspw. aus Vierkantholz)
Das war es schon, zumindest was das „Grobe“ betrifft. Jetzt fehlt nur noch die Kosmetik, sprich: Kanten abschleifen, bzw. abrunden und die Oberfläche nach eigenem Gusto lackieren oder mit einem Belag der Wahl individualisieren.
FINALER SCHRITT
Platziere Deinen Trainer auf Deiner Rockerplate, richte dabei Dein Rad – nicht den Trainer (!) gerade, bzw. mittig auf der Rotationsachse (Mittelachse) aus.
Markiere Dir die Stellen, an der Du Deinen Trainer fixieren willst (bspw. parallel der Beine des Trainers), entweder durch Schlitze oder einfacher durch sog. Riemenkrampen. Nachdem Du die Schlitze eingelassen hast oder alternativ die Riemenkrampen aufgeschraubt hast, kannst Du per Klettbänder (aus dem Zubehör Set) Deinen Trainer nun befestigen.
Solltest Du beim Fahren auf Deiner RockerPlate trotz austarieren und entsprechend unterschiedlichem Luftdruck in den Bällen (siehe oben) eine Art Linkslastigkeit, bzw. Linksneigung (in Fahrtrichtung) feststellen, empfehlen wir auf der rechten Seite (neben dem Trainer/Bein des Trainers) ein Gewicht von ca. 5kg zu platzieren. Manche nutzen dafür eine einfache 5kg Hantelscheibe. Dies gleicht das Gewicht des Schwungrads Deines Indoor Trainers effektiver aus, als allein ein erhöhter Luftdruck des linken Balls und schont damit auch den linken Ball.
Und jetzt viel Spaß und: Ride On 😉
Hinweis:
Die von uns erstellen Skizzen sind beispielhaft und sollen/können jedem dienen, der sich selbst eine RockerPlate bauen möchte. Nicht mehr und nicht weniger. Eine Verwendung zu gewerblichen Zwecken ist untersagt.
Lasst uns an Euren Ergebnissen teilhaben, zeigt uns Eure fertigen Plates… Entweder per Mail an info (at) kellersprinter.de oder mit einem Tag auf instagram @kellersprinter / #kellersprinter 😉
Generell würden wir es als ein Zeichen von Respekt sehen, wenn Ihr beim posten Eurer Bilder auf facebook & Co. auch entsprechend die Quelle erwähnt 😉
Danke !
Kommentare
- Hallo Kellersprinter,
das Projekt ist jetzt auch bei mir abgeschlossen.
Nach den ersten 1,5h auf Zwift will man gar nicht mehr absteigen. Vielen, vielen Dank für die super Anleitung. Alles in allem war ich nach 2h fertig mit dem Bau. Die Kegelelastomere sind auch TOP, nur die Schrauben könnten an der 15mm Platte etwas kürzer sein. Die passen bei mir auf den Zentelmillimeter, dünner dürfte die Platte nicht sein.
Viele Grüße aus Zeesen OS
Oliver am Januar 10, 2023 - hat alles super geklappt ! Schnelle Lieferung !
Super mit dem Manometer !!!
10 von 10 Sternen !!!!!!!
Euch kann man nur weiter empfehlen !!!!!!
Vielen Dank nochmal
Gruß aus Meerbusch Wolfgang
Wolfgang Ulbricht am März 03, 2022 - Hallo Kellersprinter
Supergute Anleitung und euer Set ist die perfekte Ergänzung zum Bau der Platte….besser geht’s nicht.
Dankeschön für die Anleitung
Gruß Geppi
Geppi am September 13, 2021 - Hallo Kellersprinter,
Projekt ist abgeschlossen.
Mit deinem Support hat es prima funktioniert.
Es macht echt noch mehr Spaß.
Grüße vom Hunsrück
Wolfgang Wolfgang Paul am Mai 17, 2021
Kundengallerie
Sehr schönes, cleanes Design von Philip für seinen Wahoo Kickr v5/6
Absolut passende Lösung für den Kickr V5 von Roland H. mit je einer Riemenkrampe unter den Beinen des Kickr und mit kurzen (30/35cm) Klettbänder befestigt. Auf den Fotos sieht man auch sehr gut, dass der Trainer etwas links von der Mittelachse steht, so dass das Rad mittig stehen kann.
Kickr Core
Tacx Neo
Elite Quobo
—
Wahoo Kickr Core
Volt Jetblack